klimaVest: Ein Arbeiter mit Helm und Klettergurt begutachtet ein Bauteil eines Windrades im Windpark ToutVent

Senior Technical Manager Green Deal Infrastructure bei Commerz Real Interview mit Christopher Herten

08.02.2023 5 Minuten Lesezeit

klimaVest: Redakteurin Annemarie Zahn
Annemarie Fountoukas
Redakteurin

Über den Assetmanager

Christopher Herten verstärkt seit dem 1. Mai 2021 das technische Assetmanagement Team der CR. Davor hat der staatlich geprüfte Elektrotechniker 14 Jahre lang Erfahrungen im Bereich erneuerbaren Energien gesammelt – u.a. bei wpd – und nebenberuflich die Fortbildung zum Master Professional of Technical Management (CCI) absolviert.

Das Interview

Chris, Du trägst einen imposanten Titel. Er lautet Senior Technical Manager Green Deal Infrastructure. Was steckt dahinter und was sind Ihre Aufgaben? 

Meine Aufgaben betreffen in erster Linie die technischen Belange im Asset-Management. Im Zuge der Professionalisierung der Commerz Real im Bereich der erneuerbaren Energien und vor allem der stetigen Portfolioerweiterung war es sinnvoll, dass wir inhouse die Kompetenzen bündeln, um weitestgehend selbstbestimmt und unabhängig arbeiten und agieren zu können. In meiner Funktion bin ich die Schnittstelle zwischen der Betriebsführung der jeweiligen Anlagen und dem eher kaufmännisch geprägten Asset-Management. Darüber hinaus berate ich auch die Kolleginnen und Kollegen bei der Akquisition von Anlagen und arbeite mit Dienstleistern zusammen, wenn es darum geht, Systeme nachzurüsten, Vorgaben durch Gesetzesänderungen zu erfüllen und die technische Anbindung bei Wechsel des Stromvermarkters zu betreuen. 

Ist das eher eine Schreibtischarbeit oder geht es für Dich auch mal raus?

Ich arbeite schon viel vom Schreibtisch aus, aber ab und zu geht es doch raus. Dann begleite ich die Betriebsführer und mache mir ein persönliches Bild von den Anlagen vor Ort. Das ist wichtig und auch der Anspruch der Commerz Real, weil wir unsere Anlagen kennen und daher wissen, worüber wir reden.

Wie kommt man in den Beruf? 

Ich persönlich bin über Umwege in den Beruf gekommen. Ich habe 2000 mit meiner Ausbildung zum Energieelektroniker angefangen, damals noch im konventionellen Bereich der Energieerzeugung bei RWE. Danach habe ich eine Ausbildung zum staatlichen geprüften Techniker angeschlossen, bevor ich 2007 in den Bereich der erneuerbaren Energien eingestiegen bin. Ich war lange im operativen Bereich in der Betriebsführung von Anlagen tätig und habe mich dabei auf Hochspannungsanschlüsse und den Netzschutz fokussiert. Seit rund zwei Jahren arbeite ich bei der Commerz Real. Es ist selten ein geradliniger Weg in den Bereich der erneuerbaren Energien und vor rund 20 Jahren gab es diesen noch nicht. Daher ist ein Großteil meiner Generation überwiegend gewissermaßen Quereinsteiger. 

Warum sind erneuerbare Energien für Dich spannend?

Zunächst einmal muss ich zugeben, dass ich ursprünglich nicht aus ideellen Gründen zu den Erneuerbaren gekommen bin, sondern eher durch Zufall. Generell war ich schon als Kind technikversessen und habe das Tätigkeitsfeld für mich entdeckt. Nach und nach habe ich dann auch erkannt, wie wichtig und relevant der Ausbau insbesondere von Windanlagen ist. Spannend ist für mich die stetige Änderung und Transformation des Tätigkeitsfelds. Das ist schon faszinierend, dass sich alle zwei, drei Jahre entweder durch Änderungen der politischen Rahmenbedingungen oder durch Innovationen das Blatt wendet. Und: Dezentrale Kraftwerke und eine entsprechende Versorgung sind nach wie vor eine besondere Herausforderung. Früher gab es zentrale Kraftwerke, heute stellen Tausende dezentrale Anlagen sowohl die Betriebsführung als auch die Netzbetreiber vor immer neue Herausforderungen. Es wird also nicht langweilig.

Was könnte man machen, um den Ausbau zu beschleunigen? 

Seit vergangenem Jahr haben wir ja enormen Rückenwind aus der Politik für die Branche bekommen. Vor allem seit dem Ausbruch des Kriegs hat auch das Thema Energieunabhängigkeit ein ganz neues Gewicht. Trotzdem wird man bei der Projektierung noch immer stark ausgebremst. Man muss sich vorstellen, dass so ein Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen schon mal fünf oder auch acht Jahre dauern kann. Es gibt eben viel zu viele Regularien und Menschen, die mitsprechen müssen und dürfen. Landbesitzer und -wirte sowie Anwohner: Für viele ist ein Windpark vor der eigenen Tür eine große Veränderung. 120 bis 150 Meter hohe Windkraftanlagen sind eben sehr einschneidend. In einigen Fällen sind die Empfindlichkeiten aber etwas zu stark ausgeprägt. 

Wie sollte ein junger Mensch vorgehen, der in den technischen Bereich der EE möchte? 

Heutzutage bilden Betriebe Windanlagentechniker aus, zum Teil auch überbetrieblich. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Verknüpfung von kaufmännischer und technischer Welt für mich ein großer Vorteil ist. Das ist zwar ein langer Weg, aber ich glaube, dass es auf dem Arbeitsmarkt für solche Menschen wie mich, die an dieser Schnittstelle arbeiten, großer Bedarf besteht. Akademische Abschlüsse sind natürlich gut, aber vor allem das Praxiswissen ist nach wie vor sehr wichtig. Erst eine Berufsausbildung und dann ein Studium zu absolvieren, halte ich für den idealen Weg, ins technische Asset-Management zu kommen. 

Wie würden Sie Commerz Real als Arbeitgeber beschreiben?

Als modern und zukunftsorientiert. Klassischerweise kommt das Unternehmen aus dem Real-Estate-Bereich, aber die erneuerbaren Energien werden als Assetklasse immer stärker. Man kann flexibel und familienfreundlich arbeiten. Persönliche Fort- und Weiterbildung wird gefördert und man kann auch in andere Unternehmensbereiche hineinschnuppern, wenn man möchte. Man kann sich gewissermaßen selbst definieren und dahin streben, wo man hinmöchte. Auch die Traineestellen sind sehr gut ausgestaltet und auf die Bedürfnisse von Berufseinsteigern ausgerichtet.

klimaVest: Ein Arbeiter mit Helm und Klettergurt schaut auf sein Handy im Windpark ToutVent
klimaVest: Nahaufnahme eines Windrades mit Arbeitern im Windpark ToutVent
klimaVest: Ein Arbeiter auf einem Windrad im Windpark ToutVent