ELTIF Alles, was Sie als Anleger:in wissen müssen

08.12.2023 16 Minuten Lesezeit

klimaVest: ELTIF Grafik

ELTIF steht für European Long-Term Investment Fund. Seit 2015 bietet das Finanzinstrument auch Privatanleger:innen die Möglichkeit, in Infrastruktur und andere langfristig orientierte Sachwerte zu investieren.

Inhalt

Das Wichtigste in Kürze:

  • ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) führte die EU 2015 für ein nachhaltiges und integratives Wachstum in Europa ein. Mit ELTIFs haben sowohl institutionelle als auch private Investor:innen die Möglichkeit, mit ihrem Kapital die europäische Realwirtschaft zu fördern, z.B. in Form von Infrastrukturprojekten.
  • Anleger:innen investieren – mit einem sicheren Regelwerk seitens der EU – in vielfältige Projekte: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Energiewende und Innovationen können so mit privatem Kapital gezielt gefördert werden.
  • Mit dem kürzlich verabschiedeten Gesetzesrahmen zum ELTIF 2.0 werden bisherige Einstiegshürden merklich gesenkt, sodass das Finanzinstrument insbesondere für Kleinanleger:innen noch besser zugänglich werden soll
  • Auch hier gilt: Informieren Sie sich. Für jeden ELTIF steht verpflichtend eine Produktbeschreibung und -broschüre zur Verfügung.

ELTIF: Der European Long-Term Investment Fund

Im Jahr 2015 führte die EU den sogenannten europäischen langfristigen Investmentfonds ein. Der ELTIF soll ein nachhaltiges und integratives Wachstum in Europa fördern. Denn um Herausforderungen wie die fortschreitende Digitalisierung oder den sozialen Wandel zu meistern, braucht es grenzüberschreitende Zusammenarbeit und passende Finanzierungsinstrumente.

Mit dem ELTIF lassen sich z. B. nachhaltige Mobilität, grüne Stromnetze und gesellschaftsrelevante Gebäude finanzieren. 

Doch was genau sind ELTIFs, in welche Vermögenswerte investieren sie, warum sind sie gerade auch für Privatanleger:innen geeignet und wie können sie zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen?

Was ist ELTIF? Ein Überblick

Die englische Abkürzung „ELTIF“ steht für European Long-Term Investment Fund und bedeutet übersetzt "europäischer langfristiger Investmentfonds". Diese Anlageform dient der Förderung langfristiger Investitionen in die europäische Realwirtschaft und aktiviert dafür besonders auch Finanzmittel von Privatanleger:innen, die bisher kaum in Infrastrukturprojekte investieren konnten.

Der ELTIF ist ein relativ neuer Investitionsrahmen in der EU. Um die Anleger:innen und die Unternehmen zu schützen, müssen Investmentfondsmanager:innen bei der Auflage von ELTIFs strenge Regeln befolgen. 

Mithilfe von ELTIFs sollen illiquide Kapitalanlagen für Privatanleger:innen zugänglich werden – z. B. Infrastruktur oder Sachwerte wie Windkraftanlagen. Dabei steht Transparenz und Schutz der Investor:innen im Mittelpunkt: Bislang war es ihnen erlaubt, höchstens 10 Prozent ihres Nettovermögens zu investieren, das mindestens 100.000 Euro betragen sollte. Mit der vor kurzem verabschiedeten Verordnung zum „ELTIF 2.0“ werden diese Regelungen jedoch gelockert und sollen so neuen Schwung in den ELTIF-Markt bringen.

ELTIFs auf einen Blick

ELTIFs sind:

  • Alternative Investmentfonds (AIF)
  • langfristig angelegt
  • in Sachwerte, Infrastruktur oder mittelständische Unternehmen investiert
  • diversifiziert und streng reglementiert zum Schutz von Anleger:innen
  • auch für Privatanleger:innen investierbar

ELTIFs gehören zu den Alternativen Investmentfonds (Alternative Investment Funds, AIF) und können in der ganzen EU vertrieben werden. AIFs stehen für eine besonders breite Risikostreuung und unterliegen einer Erlaubnis durch die jeweilige nationale Aufsichtsbehörde sowie einer Meldepflicht.

Wie entstand der ELTIF? Die Geschichte

ELTIFs sind langfristig angelegt, haben aber selbst noch keine lange Historie. Das junge Investmentvehikel ist eine Schöpfung der Europäischen Union. Sie veröffentlichte die Verordnung über den europäischen langfristigen Investmentfonds (ELTIF, VO (EU) 2015/760) am 29. April 2015 und wenige Monate später, am 8. Juni 2015, trat sie in Kraft. Seit dem 9. Dezember 2015 gilt die Verordnung in allen europäischen Mitgliedstaaten. Am 15. Februar 2023 wurde die überarbeitete ELTIF-Verordnung verabschiedet, die schließlich am 8. April 2023 in Kraft trat.

Die Entwicklung des ELTIFs stellte für die EU einen wichtigen Meilenstein dar. Mit den langfristigen Investitionsfonds und anderen Maßnahmen wollte die EU ihren Aktionsplan für eine Kapitalmarktunion bis 2020 in die Tat umsetzen. Der Plan sieht ein kluges, nachhaltiges und integratives Wachstum vor, das grenzüberschreitend wirkt. Dazu können ELTIFs beitragen, indem sie Investitionen in die Realwirtschaft lenken.

Warum brauchte es den ELTIF? Die Marktlücke

Mit dem Konstrukt „ELTIF“ schloss die EU eine Kluft, die vorher zwischen Unternehmen und Privatanleger:innen bestand. Denn Finanzmittel erhielten Firmen bisher hauptsächlich von Banken oder institutionellen Investor:innen. Die Finanzierungsinstrumente der europäischen Mitgliedstaaten waren uneinheitlich und meist nicht auf langfristige Investitionen wie Infrastrukturprojekte ausgerichtet. Also stoppte das Geld an den Grenzen und begrenzte damit auch das Wachstum von Fonds und die Möglichkeiten sowohl der Projekte als auch der Anleger:innen. 

Nun erhalten also auch Privatanleger:innen den Zugang zu Assetklassen wie Beteiligungen (Private Equity), Fremdkapitalfinanzierung (Private Debt) und Infrastruktur. Die Fonds im EU-weit regulierten Rahmen machen es möglich, Nachfrage und Angebot zusammenzubringen: Den hohen Geldbedarf vor allem für Infrastrukturprojekte auf der einen Seite und die Finanzmittel von Kleinanleger:innen, die nach einer guten Verzinsung suchen, auf der anderen Seite.

Welche Ziele verfolgen ELTIFs? Die Chancen

Dabei kann das Geld in vielfältige Projekte fließen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Energiewende und Innovationen im Mittelstand brauchen dringend mehr Kapital. Durch das Direktinvestment gelangen tatsächlich mehr Mittel in die Realwirtschaft. Bisherige Private-Equity-Dachfonds waren teuer, denn sie verlangten doppelt Gebühren – diesen Umweg sparen ELTIFs. 

Die Europäische Union betont die Bedeutung von langfristigen Investitionen für den grünen Umbau der Infrastruktur im Rahmen ihres Green Deal. Umwelt- und Klimaschutz, aber auch Herausforderungen in der Realwirtschaft, die durch die Covid19-Pandemie entstanden sind, brauchen Finanzmittel im öffentlichen und privaten Sektor – dafür sollen gerade auch ELTIFs eine immer wichtigere Rolle spielen. 

Ein ELTIF ermöglicht Beteiligungen an Infrastruktur und KMU. So bietet der Ansatz auch eine harmonisierte EU-Regelung für sogenannte „Public Private Partnership“-Projekte: Aus einer Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand, Realwirtschaft und Finanzwirtschaft können konkrete Projekte entstehen. „Public“ (öffentlich) ist zum Beispiel der Auftrag zum Straßenbau durch den Bund, „Private“ die Umsetzung (durch Straßenbauunternehmen) - und ebenfalls die private Finanzierung (durch Privatanleger:innen).

Vorteile von ELTIFs

  • Erstmals europaweiter, regulierter Zugang für Kleinanleger:innen zu alternativen Investmentfonds (AIF) abseits der Börse
  • Zusammenarbeit zwischen der Realwirtschaft und den Finanzmärkten
  • Beteiligung von (Privat-)Investoren am grenzübergreifenden Aufbau der europäischen Wirtschaft
  • Konzentration auf Vermögenswerte, die soziale und wirtschaftliche Mehrwerte schaffen
  • Transparenz mit klarer Wertentwicklung als gebuchtes Wertpapier im Depot

Wo investiert ein ELTIF? Die Langzeitinvestments

Was bisher nicht möglich war, macht der ELTIF möglich. Er eröffnet neue Investitionsbereiche für Privatanleger:innen, indem er ihnen Zugang zu sogenannten „private markets“ (oder privaten Märkten) gewährt. Wie das „Long-Term" im Namen nahelegt, kann der ELTIF nur in Unternehmen und Projekte investieren, die langfristiges Kapital benötigen. 

Investiert wird in Anlageklassen in Form von Sachwerten und Infrastruktur

  • Anteile an Unternehmen / Eigenkapital (Private Equity)
  • Kredite / Fremdkapitalfinanzierung (Private Debt)
    • Immobilien (v. a. mit gesellschaftlichem Aspekt, z. B. Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Gefängnisse)
  • Infrastruktur (v. a. Transport und Energie):
    • Flugzeuge und Flughäfen
    • Schiffe und Häfen
    • Mautstraßen, Parkplätze, Parkuhren
    • Kraftwerke, Erneuerbare Energien, Abfallentsorgungsinfrastruktur
    • Telekommunikationsnetzwerke
    • Fabriken, Maschinen

Darüber hinaus kann der ELTIF investieren in:

  • Sachwerte, deren Entwicklung langfristiges Kapital benötigt (Wert von mind. 1 Mio. Euro) 
  • Geistiges Eigentum und andere immaterielle Vermögenswerte (Bildung, Forschung, Entwicklung)
  • Umbrella Funds:
    • Andere ELTIFs
    • Europäische Risikokapitalfonds (European Venture Capital Funds, EuVECA)
    • Europäische Fonds für soziales Unternehmertum (European Social Entrepreneurship Funds, EuSEF) sowie
    • bestimmte Infrastrukturfonds

Bisher waren solche Assets nur institutionellen Anleger:innen zugänglich. Von der neuen Anlageform sollen vorrangig EU-Bürger:innen, EU-Unternehmen, Investor:innen und Manager:innen profitieren.
 
Mit den Unternehmensanteilen sollen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU, engl. SMEs) gefördert werden. 

Die ELTIF-Verordnung (VO) sieht bestimmte Firmen als „qualifizierte Portfoliounternehmen“ vor:

  • Nicht-börsennotierte Unternehmen oder
  • börsennotierte kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU) mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 500 Mio. Euro
  • niedergelassen in einem Mitgliedsstaat oder einem kooperativen Drittland³
  • dürfen kein Kollektivvermögen und kein Finanzunternehmen sein (kein Organismus für gemeinsame Anlagen)

Welche Grundsätze befolgt ein ELTIF? Kriterien und Regeln

Um Privatanleger:innen zu schützen und dennoch Zugang zu Infrastruktur- und Sachwert-Assets zu gewähren, hat die Europäische Union strenge Regeln für die Qualität des ELTIF in der gleichnamigen Verordnung festgelegt.

Mechanismen für den Schutz von Privatanleger:innen bzw. Kleinanleger:innen sind:

Aufsicht und Management

Der ELTIF muss seinen Sitz in der Europäischen Union haben und gehört in die Kategorie von AIFs (Alternative Investment Fonds). Wie sich AIFs von anderen Fonds unterscheiden, wird im nächsten Abschnitt beschrieben. Jeder ELTIF und das zuständige Fondsmanagement unterliegen der Bewilligung der jeweiligen Aufsichtsbehörde

Das Fondsmanagement muss als Alternative Investment Fund Manager (AIFM) autorisiert sein und eine Verwahrstelle bestellen. Das EU-Gütesiegel und die Lizenz – der sogenannte europäische Vertriebspass – gelten dann für alle EU-Mitgliedsstaaten.

Wertpapierstatus

Rechtlich gesehen ist der ELTIF ein Wertpapier. Er wird in einem Depot mit einem Kurs verbucht, der mindestens vierteljährlich zum Nettoinventarwert bewertet wird. Somit erhalten Anleger:innen immer ein aktuelles Bild ihres Investments.

Zulässige Anlagevermögenswerte

ELTIFs sollen in bestimmte Assets investieren, die wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert v. a. in der EU generieren. Dies sind vor allem Sachwerte und Infrastrukturprojekte (s. Liste unter „Wo investiert ein ELTIF?“)

Die 55 Prozent-Regel von Europäischen Langfristigen Investmentfonds (ELTIFs)

Da die Anlagewerte langfristiger Natur sind, kann es mehrere Jahre in Anspruch nehmen, bis der ELTIF alle Mittel des Fonds investiert hat. Damit keine überstürzten Investitionsentscheidungen getroffen werden, hat ein neuer ELTIF bis zu fünf Jahre Zeit, um sich aufzubauen. Dann muss er im Rahmen der neuen ELTIF-Verordnung mindestens 55 Prozent seines Geldes in illiquide Assetklassen investieren.  

Im Rahmen der neuen Verordnung wird außerdem die Fremdfinanzierungsquote von 30 Prozent auf 50 Prozent angehoben. Mit dem aufgenommenen Fremdkapital können Fonds nun – anders als bisher – nicht nur Investments tätigen, sondern auch ihre Liquidität sichern. Damit stehen ELTIFs potenziell höhere Renditechancen offen.

Diversifikation

Die Festlegung der Assetklassen und die (modifizierte) 55 Prozent-Regel sind die wesentlichen Elemente für die Risikostreuung. Maximal 20 Prozent eines ELTIFs sollten dabei in einem einzelnen Asset wie z. B. einem Unternehmen stecken. 

Um Spekulation auszuschließen, werden Instrumente mit Hebelwirkung beschnitten: Derivate dürfen nur zur Kapitalabsicherung zum Einsatz kommen, Leerverkäufe sowie Investitionen in Rohstoffe sind verboten.

Anforderungen an Anleger:innen

Wer sich für einen ELTIF interessiert, musste bislang mindestens 100.000 Euro Vermögen besitzen. Wer weniger als 500.000 Euro besaß, durfte maximal 10 Prozent seines Vermögens in einen langfristigen Investmentfonds anlegen. Das beklagten viele Anleger:innen, die laut Verordnung – bei ausreichendem Vermögen – 10.000 Euro in einen ELTIF investieren mussten und damit keine Möglichkeit der Diversifikation hatten.

Mit der neuen ELTIF-Reform fallen diese Einstiegshürden weg; Anleger:innen sind nun nicht mehr in der Pflicht, ein Mindestvermögen nachzuweisen oder eine Mindestanlagesumme zu erbringen. So haben sie die Chance, ihr Kapital auf verschiedene Anlageprodukte zu verteilen und so die Anlagerisiken gezielt zu senken.

Langfristigkeit

Was genau „langfristig“ bedeutet, haben die EU-Regulatoren offengelassen, jedoch sind die festgelegten Assetklassen, in die ein ELTIF investiert, naturgemäß langfristig – oft über zehn, teils sogar über 50 Jahre. Für jeden ELTIF wird ein Laufzeitende definiert, damit Anleger:innen wissen, wie lange ihre Mittel in der Regel im Fonds gebunden bleiben. An diesem festgelegten Tag wird der Fonds fällig. Zudem wird für jeden ELTIF ein Reifestadium definiert, z. B. 5 Jahre.

Investor:innen können ihre Anteile nicht vor dem definierten Reifestadium des Fonds abziehen. Durch den Wertpapiercharakter des Investmentvehikels erlauben aber einige ELTIFs, Anteile an die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) zurückzugeben. Voraussetzung dafür ist, dass der Fonds risikodiversifiziert ist und das Kapital zu mehr als 55 Prozent in Assets investiert ist. Beide Kriterien müssen jedes Jahr zu einem Stichtag neu bestätigt werden.

Transparenz

Es bestehen strenge Regeln, u. a. für das Marketing an private und professionelle Investoren und den Verkaufsprospekt. Kommuniziert wird u. a. über das Zielportfolio (in welche Anlageklassen soll investiert werden?), die Verwahrstelle, den Fondsmanager und die Kostenstruktur.

Die Regeln im Überblick

Zusammenfassend qualifiziert sich ein Fonds als ELTIF, indem er

  • von einem autorisierten Alternative Investment Fund Manager (AIFM) mit Verwahrstelle angebotcen wird
  • nur in bestimmte Assetklassen (v. a. Infrastruktur und Sachwerte) investiert – mindestens zu 55%
  • eine festgelegte Laufzeit hat
  • transparent über den illiquiden Charakter von Langfristinvestments informiert
  • Hebel-Investments und andere riskante bzw. spekulative Techniken begrenzt

Wie unterscheiden sich ELTIFs von UCITS (OGAW)? Eine Einordnung

UCITS bzw. OGAW sind Investmentfonds, die in gesetzlich definierte und regulierte Arten von Finanzinstrumenten investieren. Die Abkürzungen meinen das Gleiche. Sie stehen für „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“ (UCITS) und deren deutsche Übersetzung „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren" (OGAW). 

Zulässige Anlagewerte für diese umgangssprachlich auch Publikumsfonds oder Wertpapierinvestments genannte Anlageform sind u. a. Eigenkapital – etwa in Form von Aktien –, Anleihen (Bonds), Finanzmarktinstrumente oder Anteile an anderen UCITS-Fonds. Viele der Regelungen für den noch recht jungen ELTIF sind von den UCITS-Vorgaben inspiriert. 

Der Unterschied zwischen ELTIF und UCITS (OGAW) liegt vor allem im langfristigen Charakter. Der ELTIF kann und soll mindestens 55% in Vermögensklassen investieren, die für UCITS nicht konform wären, wie etwa Infrastrukturprojekte. Gerade deshalb wurde der ELTIF erfunden: Um langfristiges Kapital – auch von Privatanleger:innen – in die Realwirtschaft zu lenken und damit die UCITS-Regelung sinnvoll zu ergänzen. 

Wegen des langfristigen Charakters muss der ELTIF nur mindestens einmal pro Quartal den Nettoinventarwert (NAV) berechnen. UCITS vollziehen ihren Kassensturz dagegen börsentäglich. Der NAV eines ELTIF dient jedoch lediglich als Richtwert, um zu sehen, wie sich der Fonds im Laufe der Zeit entwickelt. Ein Verkauf zum NAV vor Ende der Laufzeit ist oft nicht möglich – und diese beträgt oft zehn Jahre oder mehr. Eine häufigere Anteilswertberechnung und eine regelmäßige Rückgabe von Anteilen an die Fondsgesellschaft kann im Rahmen der ELTIF-Verordnung vereinbart werden. 

Der ELTIF verbindet zwei Welten: Als AIF (Alternative Investment Fund) kann er in illiquide Vermögenswerte investieren. Inspiriert von den Regeln der UCITS (Publikumsfonds) beinhaltet er umfassende Mechanismen zum Anleger:innenschutz, wird dadurch auch für Privatanleger:innen erwerblich und trägt den EU-Passport, um in der gesamten Europäischen Union vermarktungsfähig zu sein. 

Ein ELTIF kann bis zu 50% seines Portfolios in die für UCITS zulässigen Vermögenswerte investieren (außer Finanzderivate). Dabei dürfen maximal 5% des ELTIF-Kapitals in die Assets einer einzelnen Ausgabestelle fließen.

An wen richtet sich ein ELTIF? Die Zielgruppen

Ein ELTIF richtet sich an private und professionelle Investor:innen. Der langfristige Investmentfonds eröffnet erstmals auch Kleinanleger:innen die Möglichkeit, in die Realwirtschaft in Form von Sachwerten und Infrastruktur zu investieren. Die synonymen Begriffe „Kleinanleger:innen“ und „Privatanleger:innen“ sind als Gegensatz zu professionellen (oder institutionellen) Anleger:innen definiert – die Höhe des Vermögens ist damit nicht gemeint.

Anlegertypen 

  • Professionelle Kund:innen / Institutionelle Anleger:innen
    Erfahrene Kunden wie Kreditinstitute, Versicherungen, Fonds, öffentliche Hand, Pensionskassen mit Wertpapiervermögen mind. 500.000 Euro
  • Semiprofessionelle Kund:innen
    Investition von mind. 200.000 Euro oder Anstalt des öffentlichen Rechts oder Stiftung des öffentlichen Rechts oder Staats- Kommunalunternehmen
  • Privatkund:innen / Kleinanleger:innen
    Investor:innen, die weder professionelle noch semiprofessionelle Kund:innen sind 

Wo und wie Sie ELTIFs kaufen können

Wer in einen öffentlich zugänglichen ELTIF investieren möchte, sollte sich zunächst die Produktbeschreibung und -broschüre ansehen, die für jeden ELTIF verpflichtend zur Verfügung stehen. Ist der ELTIF als Wertpapierfonds strukturiert, hat er eine ISIN Nummer, die mit dem Länderkennzeichen des Staates beginnt, in dem der ELTIF seinen Sitz hat. Luxemburg, Frankreich, Spanien und Italien haben sich als Heimat der meisten ELTIFs etabliert und dafür beste Strukturen aufgebaut.

Banken sind Vertriebspartner für ELTIFs. Dort können sich Interessierte informieren, Anteile zeichnen und ein Depot anlegen oder den ELTIF in ihrem bestehenden Depot ergänzen. Die Fondsverwaltung muss als AIFM (Alternative Investment Funds Manager) autorisiert sein.

Renditechancen von ELTIFs

Zwar gibt es bisher noch keine große Auswahl an ELTIFs, doch die Entwicklung nimmt jetzt Fahrt auf. Im Jahr 2021 gab es EU-weit erst 57 zugelassene ELTIFs.⁵ Das lag vor allem daran, dass sich Fondsaufleger:innen zunächst intensiv mit dem neuen Investmentvehikel beschäftigen mussten. 

Nun wächst das Fondsvolumen, denn das Marktpotenzial ist groß: Bis Ende 2022 erhöhte sich die Zahl der ELTIFs laut der aktuellen Scope-Studie schon auf 77 Fonds. Infrastrukturprojekte werden auch in den nächsten Jahren viele Milliarden Euro benötigen. Als die EU 2015 die langfristigen Investmentfonds auflegte, ging sie davon aus, dass allein die Finanzierung von Infrastrukturprojekten in Europa bis 2020 fast zwei Billionen Euro benötigen werde (2.000 Mrd. Euro). 

Da der ELTIF ein Vehikel ist, das sich vielfältig ausgestalten lässt, ist eine Investition nicht mit einer allgemeinen bestimmten Rendite-Erwartung verbunden. Weil das Finanzinstrument noch jung ist, gibt es bislang erst begrenzte Erfahrungswerte. Doch grundsätzlich lässt sich sagen: Die Höhe der Rendite hängt vom Fonds, seiner Strategie, der Struktur, der Wertentwicklung und den Laufzeiten ab. 

„Besonders die Assetklasse, in die der Fonds investiert, sowie die Anlagebedingungen und die Leverage-Quote – also der Fremdkapitalanteil – spielen eine Rolle“, sagt Axel Seider, Produktentwickler des klimaVest bei Commerz Real.  

Eine langfristige Investition bedeutet in der Regel weniger Risiko, aber auch weniger Rendite als eine kurzfristige Anlage. Weil der ELTIF langfristig investiert, ist der Ertrag dem Risikoprofil entsprechend eher niedriger als z. B. bei spekulativen Investitionen. Die Rendite „verteilt“ sich stärker auf den Anlagezeitraum, was am Beispiel einer Anlage für Erneuerbare Energien deutlich wird: Die riskante Entwicklungszeit bei einem Windpark beträgt nur etwa 1,5 Jahre – danach wird das Asset mit wenig Risiko 10 bis 15 Jahre gehalten und stetig Wind „geerntet“. 

Langfristige Investments machen sich unabhängiger von Zyklen, sind dadurch weniger riskant, aber eben auch renditestark. Wer kurzfristig investiert, ist dagegen viel anfälliger für Zyklen und externe Schocks. 

ELTIFs ermöglichen damit stabile Erträge und können langfristig attraktive Renditen² erzielen. Das liegt vor allem an der Nachfrage nach Finanzierung und der Langfristigkeit von Vermögensanlagen wie Infrastrukturprojekten. Damit können ELTIFs gerade auch für Privatanleger:innen „sowohl Renditequelle als auch Stabilitätsanker in volatilen Zeiten sein“, urteilt Dirk Holz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Commerz Real Fund Management S.à r.l.

Das Risikoverhältnis: So sicher sind ELTIFs

Das Risiko von ELTIFs liegt vor allem in der Langfristigkeit. Für Anleger:innen, die ihr Geld nicht langfristig in illiquiden Werten lassen können, ist dieses Fondsvehikel daher nicht geeignet. 

Welchen Risikoindikator ein Fonds hat, hängt von seiner Strategie und Struktur ab. In der Produktbeschreibung wird der Wert auf einer Skala zwischen 1 (niedriges Risiko) bis 7 (höheres Risiko) angegeben. Er gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, Geld zu verlieren, weil sich der Markt anders als erwartet entwickelt oder der Fondsverwalter nicht in der Lage ist, die Anleger:innen auszuzahlen. 

Die Einstufung erfolgt durch die Fondsanbieter selbst. Es empfiehlt sich daher, sich nicht allein auf eine Risikoklasse zu verlassen. Zu betrachten sind bei ELTIFs vor allem die Assets, in die investiert wird, sowie Produktmerkmale, Marktverhältnisse und ggf. weitere Risikofaktoren. 

ELTIFs investieren in Infrastruktur-Assets. Diese sind weniger zyklisch und damit weniger riskant als Anlagen, die dem Wirtschaftszyklus folgen. Zudem sind sie langfristiger angelegt als die meisten anderen Angebote. Ihre Aufnahme von Fremdkapital ist stark begrenzt, was das Leverage-Risiko schmälert. Durch den europäischen Fokus besteht in der Regel auch weniger Länderrisiko. 

Der ELTIF klimaVest beispielsweise verfügt über ein mittleres Risikoprofil, da er langfristig angelegt ist, in grundsätzlich stabile Assetklassen investiert (v.a. Erneuerbare Energien), die Fremdkapitalquote stark begrenzt ist und er als offener Fonds gehandelt wird.⁶

Wie für Fonds üblich, birgt auch ein ELTIF das Risiko eines Teil- oder Totalverlusts des eingesetzten Kapitals. Das ist unwahrscheinlich, wenn auch möglich: Etwa, wenn alle Assets, die der Fonds hält, sich schlecht entwickeln, weil zum Beispiel die Weltwirtschaft einbricht oder völlig unvorhergesehene Gesetze verabschiedet werden. Trotz weitgehender Währungssicherung verbleibt zudem ein Restwährungsrisiko. 

Worauf Sie achten können: 

  • Wie diversifiziert ist der Fonds? Grundsätzlich gilt: Je größer der Fonds, desto diversifizierter die Anlagen.
  • In welche Art von Anlagen (Assets) investiert der Fonds vornehmlich und als wie risikoreich sind diese einzuschätzen? Z. B. gelten Investitionen in Kraftwerke mit fossilen Energien wie Erdöl oder Kohle heute nicht mehr als Zukunftstechnologien. Mobile Assets wie Flugzeuge und Schiffe sind zyklisch und damit riskanter, wohingegen immobile Assets wie Stromnetze oder Solarparks unabhängig von Zyklen sind
  • Wie sicher erscheinen die Einkünfte aus dem Geschäftsbetrieb bzw. das Geschäftsmodell der Assets?
  • Wie erfahren ist die Fondsverwaltung im Management der Assets im Portfolio?

Kosten und Laufzeiten von ELTIFs

Bei ELTIFs anfallende Kosten ähneln denen von Publikumsfonds. Die Gesamtkosten setzen sich zusammen aus Gebühren für den Kauf und laufenden Fondskosten.

Kaufgebühren

  • Ausgabeaufschlag (Ertragsanteil)
  • Ggf. Transaktionskosten

Laufende Kosten

  • Performanceabhängige Vergütung
  • Pauschalvergütung
  • Portfoliotransaktionskosten
  • ggf. Depotführungskosten

Im Vergleich zu Dachfonds sind ELTIFs deutlich kostentransparenter. Sie führen keine zusätzlichen Gebühren an die Zielfonds ab, beinhalten also keine doppelten Gebühren-Konstrukte.

Steuerlich sind ELTIFs im Vergleich zu Private-Equity-Produkten im Vorteil. Ein ELTIF wird steuerlich nicht als Beteiligung, sondern als Fonds behandelt, so dass dafür die Abgeltungssteuer fällig wird. 

Laufzeiten

Jeder ELTIF endet nach einer von der Fondsverwaltung am Anfang festgelegten Laufzeit. Für deren Länge hat der Gesetzgeber keine Vorgaben gemacht. In der Regel können Investor:innen ihr Kapital vor Ende der Laufzeit nicht aus dem Fonds abziehen. Die Laufzeit kann von den Fondsmanager:innen noch zweimal verlängert werden. 

Es besteht für ELTIFs allerdings die Möglichkeit, entweder nach Ablauf von fünf Jahren ab Auflage des Fonds oder - falls dies früher ist - ab dem Zeitpunkt, in dem spezielle Anlagebeschränkungen erfüllt sind, bewertungstäglich die Rückgabe der Anteile anzukündigen und die Anteile unter speziellen Bedingungen zu jedem Bankarbeitstag (dem „Bewertungstag“) zurückzugeben. Dies ist von Fonds zu Fonds unterschiedlich. Anleger:innen können sich dazu in den gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen informieren.

Der ELTIF im magischen Viereck

Das Potenzial von ELTIFs im magischen Viereck der Vermögensanlage liegt besonders in den Ertragschancen und der Möglichkeit für einen nachhaltigen Beitrag in die Realwirtschaft: die fehlende Liquidität der langfristigen Investments wird durch attraktive Renditen ausgeglichen.

Fazit

Mit Europäischen Langfristigen Investmentfonds (ELTIFs) hat die Politik einen wichtigen und vielversprechenden Schritt getan, um Privatanleger:innen Zugang zu Märkten zu ermöglichen, die bisher großen institutionellen Investor:innen vorbehalten waren.

Mit der neuen ELTIF-Verordnung haben nun noch mehr Anleger:innen die Chance, über ELTIFs in die europäische Realwirtschaft zu investieren – und so ihr Kapital dort einzubringen, wo es viel bewirken kann.


¹ Verwaltungsgesellschaft des klimaVest ist die Commerz Real Fund Management S.à r.l. 
² Berechnet nach BVI-Methode (ohne Ausgabeaufschlag, Ausschüttung sofort wieder angelegt.). Die Berechnung der Performance-Szenarien finden Sie hier. Aussagen zur Zielrendite und zur geplanten Gewinnausschüttung sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. 
³ Voraussetzung für die Einstufung als kooperatives Drittland:  
- Gesetzgebung erlaubt keine Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (gemäß FATF = Financial Action Task Force 
- hat Artikel 26 des OECD Mustersteuerabkommens unterzeichnet mit dem Land, wo der ELTIF seinen Sitz hat und mit den Ländern, wo er vermarktet werden soll 
www.commerzbank.de/wertpapier/de/research/fonds/fondsportraet/KLV100.html 
Factsheet: 2021 CMU package - European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) (europa.eu)
www.klimavest.de/Downloads
https://www.cash-online.de/a/endlich-kann-der-eltif-sein-volles-potenzial-entfalten-644830/
https://www.scopegroup.com/dam/jcr:9b69aff6-a8d5-45ac-871f-8521633cedb1/Scope%20ELTIF%20Studie%20final.pdf