Impact Investment Angebote für Kleinanleger waren vor wenigen Jahren noch rar gesät. Bisher investierten vor allem Stiftungen, Finanzinstitute, Organisationen der Entwicklungsfinanzierung, Family Offices (private Vermögensverwaltungen) und Pensionskassen in risiko-intensivere, weil jüngere Sozialunternehmen. Doch inzwischen öffnen sich immer mehr Anbieter auch für Privatanleger, die Nachhaltigkeit, Wirkung und Rendite verbinden wollen. Dabei kommen verschiedene Finanzinstrumente als Vehikel für wirkungsorientiertes Investieren zum Einsatz.
Typische Impact Investing Anlagen für Privatanleger können sein:
Beteiligungen
Traditionell bewegen sich die meisten Impact Investments für Privatanleger außerhalb des regulierten Finanzmarkts. Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) stellt hier weniger Auflagen. Für ökologisch orientierte Startups oder Sozialunternehmen ist es attraktiv, sich relativ unkompliziert an diesem „grauen“ Kapitalmarkt Geld zu beschaffen, weil die aufwändigen und teuren Informationsbroschüren für Anleger, die die BaFin fordert, hier deutlich kleiner ausfallen. Die Behörde prüft lediglich, ob die Angaben zu den Finanzprodukten vollständig und kohärent sind, nicht aber ihre Richtigkeit oder Wirtschaftlichkeit.
Die persönliche Bindung zwischen Unternehmen und Investoren z.B. beim „Crowdinvesting“ ist für die jungen Firmen vorteilhaft, denn ihre „Community“ kann ihnen mit Kapital, Erfahrungen, Kontakten und Empfehlungen zur Seite stehen. Die Investmentmöglichkeiten sind vielfältig, von Direktinvestments bzw. Unternehmensbeteiligungen oder Bürgeraktien über Genussrechte und Nachrangdarlehen bis Namensschuldverschreibungen. Wenn Sie hier investieren, beteiligen Sie sich mit Risikokapital, auch Wagniskapital genannt – und ein Totalverlust ist nicht unwahrscheinlich. Denn über 80 Prozent der Startups scheitern innerhalb von drei Jahren – wobei diese Zahl stark branchenabhängig ist. Gründungen von Restaurants und kleinen Geschäften gelten als besonders anfällig, wohingegen solche, die Megatrends wie Wohnen, IT, Nachhaltigkeit oder Infrastrukturausbau bedienen, bessere Chancen haben.
Social Impact Fonds und Offene Impact Fonds
Es gibt einige wenige Vermittler, die Impact Investoren und Sozialunternehmen zusammen bringen. Als Risikokapitalgesellschaft bieten sie so genannte European Social Entrepreneurship Funds (EuSEF) an, die der EU-Verordnung unterstehen und daher zum Beispiel eine Mindestanlagesumme von 100.000 Euro, in der Praxis meist eher 500.000 Euro fordern. Social Impact Investing leisten sich daher meist nur Family Offices, die die Vermögen wohlhabender Familien verwalten. Wegen des bürokratischen Aufwands sind Publikumsfonds eher unwahrscheinlich. Die Renditeaussichten der Social Impact Fonds umfassen eine große Spannweite; zum Teil sind sie lediglich am Kapitalerhalt interessiert.
Bei offenen Impact Investing Fonds gilt es genau hinzuschauen. Denn nur weil ein Fonds für Aktien, Renten oder mit einer Mischung aus Anteilen und Anleihen das Wort „Impact“ im Namen trägt, heißt das noch nicht, dass diese Wirkung wirklich gemessen wird und die Anlage einen direkten Beitrag leisten kann. Manchmal handelt es sich dabei um Fonds, die nach ESG-Kriterien investieren und z.B. einem bestimmten Themenbereich, der sich den SDGs zuordnen lässt, aktiv sind – etwa „Bildung“ oder „sauberes Wasser“. Achten Sie darauf, wie der Anbieter über konkrete Verbesserungen kommuniziert, z.B. zur Reduktion des Wasserverbrauchs.
Mikrofinanzfonds
In Ländern mit geringen Einkommen können schon kleinste Kredite viel bewirken. Denn einkommensschwache Menschen haben oft keinen oder kaum Zugang zu Finanzdienstleistungen – und wenn, dann zu horrenden Konditionen. Ziel von Mikrofinanz ist es daher, vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern die Chancen auf wirtschaftlichen Fortschritt durch Kleinkredite zu verbessern. Meist gründen die KreditnehmerInnen damit eine Existenz oder bauen ihre Selbstständigkeit aus.
Der Weg des Geldes im Mikrofinanzfonds verläuft dabei über Mikrofinanzinstitute vor Ort. Sie verleihen geringe Beträge an Teile der Bevölkerung, deren Kreditwürdigkeit für Banken in der Regel nicht ausreicht. Der Impact wird gemessen anhand von Indikatoren wie Kredithöhe oder Anteil der männlichen und weiblichen Kreditnehmer. Auch im Mikrofinanzmarkt gibt es schwarze Schafe, weswegen sich die Anlageform mit dem allgemeinen Vorwurf konfrontiert sieht, zu hohe Zinsen (20-30%) aufzurufen. Dies könne Einkommensschwache in eine zusätzliche Armutsfalle treiben. Wenn Sie eine Investition in Erwägung ziehen, fragen Sie am besten nach, welche Zinspolitik die Vertragspartner vor Ort verfolgen und welche Ansätze es gibt, um eine Schuldenspirale für Kreditnehmer*innen zu verhindern. Die Schwankungen der Fonds für Sie als Anleger sind gering, im Hinblick auf die Rendite lohnt ein Anbieter-Vergleich und der Blick auf die Performance der letzten Jahre, mit 2% p.a.13 liegt man schon ganz gut.
ELTIF
Der Europäische langfristige Investmentfonds (ELTIF) ist ein Investmentvehikel, das es seit 2015 gibt. Damit möchte die EU langfristige europäische Investitionen in die Realwirtschaft fördern und dazu auch Finanzmittel von Privatanlegern aktivieren, die bisher kaum in Infrastrukturprojekte investieren konnten.
Gerade grenzübergreifende Herausforderungen wie der Klimawandel und die Energiewende brauchen Lösungen, die Kapital in die richtigen Bahnen lenken – in möglichst konkrete Projekte. Daher ist der ELTIF so angelegt, dass bis zu 70 Prozent des Kapitals in Sachwerte und Infrastruktur fließen. Zu den Anlageklassen gehören u.a. Erneuerbare Energien wie Windkraftwerke, Infrastruktur (v.a. für Transport, Telekommunikation, Energie und Abfallentsorgung), aber auch Anteile an Unternehmen (Private Equity) und Kredite (Private Debt).
Zwar ist der ELTIF nicht per se auf Impact ausgerichtet. Doch der Ansatz bietet eine große Chance, dass auch Privatanleger ihr Kapital in grüne und soziale Infrastrukturprojekte wie z.B. Solarparks anlegen können, die eine messbare Wirkung erzielen. Dabei gelten derzeit noch Einschränkungen: Anleger müssen gesetzesbedingt ein Vermögen von mindestens 100.000 Euro und eine Mindestanlagesumme von 10.000 Euro (mind. zehn Prozent des Vermögens) mitbringen.
Green Bonds
Grüne Anleihen finanzieren bestimmte Projekte wie den Bau energieeffizienter Häuser oder Photovoltaikanlagen. Struktur, Risiko und Rendite gleichen denen klassischer Anleihen: Investoren erhalten Zinsen während der Laufzeit und am Ende ihren Kapitaleinsatz zurück. Das Spektrum der Anbieter von Green Bonds reicht von Banken und Konzernen bis Kommunen und Staaten.
Für Transparenz im Markt sollen die Green Bond Principles (GBP) der International Capital Markets Association sorgen. Die Leitlinie für Offenlegung will es erleichtern, den Prozess der Produktauswahl, die Verwendung des Anleihevolumens, das Management und das Reporting einzuschätzen und vergleichbar zu machen. Die Börse Frankfurt führt ein eigenes Segment für Green Bonds, die die GBP erfüllen – darin sind 260 Angebote gelistet14.
Der Green Bonds Markt ist dynamisch und wächst derzeit stark. Allerdings ist die Verwendung der Erlöse nicht verbindlich geregelt und bisherige Leitlinien bestehen auf freiwilliger Basis. Um Ihr Risiko gering zu halten, sollten Sie daher die Bonität der Anbieter genau prüfen.
Social Bonds und Social Impact Bonds
Die Anlageform der Social Bonds und Social Impact Bonds ist noch relativ jung und ihre Definitionen entsprechend vielfältig. Grundlegend fließt das Kapital der Anleger in Darlehen, die einen sozialen Mehrwert stiften sollen. Dazu gehören z.B. Projekte der öffentlichen Versorgung, im Bereich bezahlbares Wohnen, Gesundheit, Integration, Inklusion und Bildung. Private Banken bieten Anleihe-Programme als handelbare Social Bonds auch für Privatanleger, z.B. mit einer Investitionssumme ab 1.000 Euro.
Dagegen handelt es sich bei Social Impact Fonds (SIBs) bzw. Sozialen Wirkungskrediten (SWK) um sektorübergreifende Politik- und Finanzierungsinstrumente für die Sozialwirtschaft. Dabei kooperieren drei Partner: soziale Dienstleister, private wirkungsorientierte Investoren (meist Stiftungen) und der Staat. Die Investoren finanzieren eine erprobte soziale Maßnahme („Intervention“), die der soziale Dienstleister durchführt, und erhalten bei Erfolg (soziale Wirkung) ihr Kapital zurück sowie eine Rendite vom Staat. Ein Ertrag fällt nur an, wenn die Staatskasse durch die soziale Maßnahme öffentliche Gelder einsparen konnte. Im Oktober 2020 hat zudem die EU die ersten Europäischen Social Bonds ausgegeben, die allerdings nicht für Privatanleger erhältlich sind. Für nicht-institutionelle Privatanleger ist diese Anlageform insgesamt noch weitgehend unerschlossen.