Der Begriff „nachhaltig“ ist nicht gesetzlich geschützt und nicht für alle Angebote klar definiert. Daher besteht die Möglichkeit, dass Produkte als grün, ökologisch oder sozial nachhaltig bezeichnet werden, ohne dabei bestimmten Kriterien zu folgen. Was genau eine „ethische Geldanlage“ sein soll oder wie sich „Green Money“ anlegen lässt, hat der Staat nicht definiert. Grün ist nicht gleich grün.
Einigen Berechnungen zufolge sind in Europa bereits fast die Hälfte der Vermögen nachhaltig angelegt. Wie das sein kann, fragen Sie sich? Die Antwort: Es gibt „50 Shades of Green“. Diese Schattierungen von grün reichen von wenig anspruchsvoll bis sehr wirkungsvoll. Nachhaltig investieren ist ein Spektrum.
Am einen Ende des Nachhaltigkeits-Spektrums liegen Investmentansätze, die mit Ausschlusskriterien agieren. Das weitaus meiste nachhaltige Kapital investiert nach diesen Negativ- oder Exklusionskriterien. Das Aufkommen dieses Ansatzes ist gewissermaßen die Geburtsstunde des nachhaltigen Investierens. Über 40% der nachhaltigen Geldanlagen in Europa sind laut der Global Sustainable Investment Review nach diesem Ansatzt angelegt. Die Methodik: Fonds, die mit (selbst)bestimmten Exklusionskriterien arbeiten, schließen bestimmte Investitionen, Unternehmen oder Branchen aus. So werden beispielsweise Rüstungsgüter, Tabak oder Erdölförderung ausgenommen – der Rest des Anlageuniversums gilt dementsprechend als nachhaltig, gemessen an den definierten Negativkriterien. Damit lassen sich Investitionen ausschließen, die gesellschaftlich, ökologisch oder sozial nicht zukunftsfähig sind.
Am anderen Ende des Nachhaltigkeits-Spektrums liegt Impact Investment. Die Bundesinitiative Impact Investing beschreibt dies als einen Investmentansatz, bei dem „positive soziale oder ökologische Wirkung direkt, intendiert und nachweisbar“ ist. Direktheit, Intention und Nachweisbarkeit verschmelzen zu einem Investmentansatz, mit dem aktiv und lösungsorientiert positive Wirkung erzielt werden soll. Impact geht also in mehrerlei Hinsicht über Ausschlusskriterien hinaus.
Folgende Leitfragen können helfen, durch das Spektrum der nachhaltigen Geldanlagen zu navigieren:
Erstens, wie direkt ist der Bezug zur Realwirtschaft? Klimawandel beispielsweise entsteht durch eine hohe Konzentration von CO2 und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre. Um dieses physische Problem in der „realen“ Welt anzugehen, muss die Lösung auch in der „realen“ Welt verhaftet sein – beispielsweise in Form von konkreten Projekten zur Erzeugung erneuerbarer Energien wie Wind- oder Solarparks, die durch CO2-Vermeidung einen aktiven Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels leisten. So bieten sich Sachwerte im Bereich erneuerbare Energien für Impact Investments an, da sie eine unmittelbare Wirkung in der „realen“ Welt erzielen können.
Zweitens, wohin fließt das Kapital des Anlegers? Hierbei ist ebenfalls relevant, ob und wie Kapitalflüsse letztlich in realwirtschaftlichen Aktivitäten münden, oder ob Kapitalflüsse im Orbit der Finanzwirtschaft verbleiben. Das Motto „follow the money“ wird ergänzt um „follow the impact“. Hier ist die Unterscheidung zwischen Primärmarkt und Sekundärmarkt wichtig. Fließt das Kapital des Anlegers beispielsweise an den Vorbesitzer der Anteile, wie beim Kauf von Anteilen an nachhaltigen ETFs an der Börse (Sekundärmarkt)? Oder fließt das Kapital des Anlegers in wirkungsorientierte Neuinvestitionen mit konkreten sozialen oder ökologischen Projekten (Primärmarkt)?
Drittens, wie konkret ist die Zielsetzung? Impact Investment zielt auf eine positive Wirkung auf gesellschaftlicher oder ökologischer Ebene. Bezüglich Umwelt und Ökologie hat die EU im Rahmen des europäischen Green Deals konkrete Ziele formuliert – hierzu gehören Klimaschutz, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft oder Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme. Wirkungsorientiertes Investieren kann hier ansetzen. Mit Blick auf diese Umweltziele werden sogenannte Leistungen und Ergebnisse definiert, wie beispielsweise eine bestimmte Menge an Ökostrom, die konkret auf diese Umweltziele hinwirken. Dabei gilt bei Impact Investments das sogenannte „do no significant harm“-Prinzip – bei der Erreichung eines Ziels, beispielsweise Klimaschutz, darf ein anderes Ziel, beispielsweise Biodiversität, nicht signifikant Schaden nehmen.
Viertens, wie viel Transparenz erhält der Anleger über die Wirkung? Impact Investment verbindet finanzielle Rendite mit ökologischer oder sozialer Nachhaltigkeit – daher gilt auch der Anspruch, bezüglich Nachhaltigkeit dem Anleger gegenüber transparent zu machen, ob und wie diese Wirkung erzielt wird. Hierzu kann beispielsweise Reporting zur CO2-Vermeidung gehören, oder zur Menge an produziertem Ökostrom.